Flüstern in stehenden Zügen

Kommunikation im digitalen Zeitalter verläuft fast ausschliesslich in nur eine Richtung:  schriftlich, in Form von Textnachrichten, E-Mails oder Kommentaren in sozialen  Netzwerken. Der Nährboden für Missverständnisse, Fehleinschätzungen, aber auch für eine  Radikalisierung der eigenen Gedanken ist somit schnell gegeben, denn die eigene  Sichtweise wird zunehmend zur ultimativen Wahrheit.

C – Protagonist von Flüstern in stehenden Zügen – sitzt zu Hause am Telefon.  Er ruft die Nummern an, die er in seinen Spam-Mails findet und verwickelt seine  Gesprächspartner:innen in absurde Gespräche. Zunächst scheint C Freude daran zu  haben, die Gesprächsleitfäden der Scammer – beinahe kindlich disruptiv – durcheinanderzubringen. Er treibt es so weit, dass man als Zuschauer:in über seine Strategien und seine  Hartnäckigkeit schmunzeln muss. Bis es ungemütlich wird. Die Kontrolle entgleitet ihm:  Seine Anrufe werden zunehmend zwanghaft und seine Gemütsschwankungen  besorgniserregend.

Wir sehen einen Menschen, der aus der Zeit gefallen ist und an seelischer Klaustrophobie  leidet. Einen zeitgenössischen Nutzer moderner Medien, dessen Sehnsucht nach  menschlichem Kontakt zur Triebfeder für eindrückliche und manchmal auch poetische Versuche wird, die Welt ein wenig auf den Kopf zu stellen und zu schütteln.

Theaterstück von Clemens J. Setz

Mit: Martin Butzke

Regie: Johanna Zielinski 

Dramaturgie: Zoé Kilchenmann 

Ausstattung: Thurid Goertz 

Musik/Sound: Philipp Wiechert

Eine Produktion des Kellertheater Winterthur